KZ-Gedenkstätte Neuengamme unterstützt Initiative auf TikTok
26. Januar 2022
Die Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme beteiligt sich an einer Aufklärungskampagne gegen Antisemitismus auf der Online-Plattform TikTok. Das Ziel sei es, in einem Medium, das junge Menschen regelmäßig nutzen, über die nationalsozialistischen Verbrechen aufzuklären, sagte Gedenkstättenleiter Oliver von Wrochem.
Damit könne das Bewusstsein für vergangenes und aktuelles Unrechtshandeln geschärft und die Sichtbarkeit der eigenen Themen erhöht werden.
Jüdische Organisationen und Holocaust-Gedenkstätten stellten die „TikTok - Shoah Education and Commemoration Initiative“ am Mittwoch in Berlin vor. In Clips berichten die beteiligten Institutionen über Hintergründe zu Orten, Gebäuden und Ausstellungsstücken.
„Hass verwandelt sich in physische Gewalt“
„Hass und Hetze, die in sozialen Netzwerken verbreitet werden, beschränken sich nicht auf soziale Medien“, beklagte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, in Berlin. „Hass verwandelt sich in physische Gewalt.“ Die sozialen Medien nähmen hier zunehmend ihre Verantwortung wahr.
Die Schoah werde immer offener geleugnet, sagte der Direktor des American Jewish Committee Berlin, Remko Leemhuis. „Diesem Problem können wir nicht allein mit dem Strafgesetzbuch begegnen.“ Wichtig seien Aufklärung und Angebote auf Plattformen, die „ein junges Publikum zielgerichtet erreichen“.
Aufklärung und Angebote für ein junges Publikum
Nicht zuletzt im Kontext der Corona-Pandemie würden zunehmend Vergleiche mit dem Nationalsozialismus angestellt und unverhohlen die Verbrechen der Schoah relativiert, hieß es bei der Vorstellung der Initiative. Das American Jewish Committee Berlin ermutigte vor diesem Hintergrund gemeinsam mit der Hebrew University in Jerusalem zur Einbindung von TikTok in die Gedenk- und Bildungsarbeit.
An dem Pilotprojekt nehmen neben der KZ-Gedenkstätte Neuengamme auch die Gedenkstätten Bergen-Belsen, Ravensbrück und Sachsenhausen sowie das Jüdische Museum Berlin und das Haus der Wannseekonferenz teil.