Fenster von Ólafur Elíasson im Greifswalder Dom eingeweiht
08. April 2024
3.383 mundgeblasene Glasscheiben in Blau, Gelb und Rot werden den weißen Kirchenraum des Greifswalder Doms künftig in farbiges Licht tauchen. Der isländisch-dänische Künstler Ólafur Elíasson hat das Ostfenster im Greifswalder Dom neu gestaltet.
„Domfenster von Ólafur Elíasson - das war von Anfang an unser Traum“. Für den Greifswalder Dompastor Tilman Beyrich ist der Traum am Sonntag Wirklichkeit geworden.
Ein Traum wird wahr
Nach mehrjähriger Planungsphase ist in einem Festgottesdienst mit rund 1.000 Gästen das von dem isländisch-dänischen Künstler gestaltete Ostfenster des Doms St. Nikolai erstmals der Öffentlichkeit präsentiert worden.
Damit beteiligt sich die evangelische Kirchengemeinde an den Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich, der 1774 in Greifswald geboren wurde.
"Fenster für bewegtes Licht"
Für seinen Entwurf der Domfenster habe er sich intensiv mit dem Werk Friedrichs auseinandergesetzt, sagte der persönlich anwesende Elíasson in seinem Grußwort. Inspiriert von den Lichtspektren des romantischen Malers, insbesondere von dessen Bild „Huttens Grab“ von 1823, seien die Farben Rot, Gelb und Blau bestimmend für die Fenster gewesen.
"Fenster für bewegtes Licht"
Seine Idee: „Die farbigen Gläser sollen das von Osten in die Kirche einfallende Licht aufnehmen und den Kirchenraum illuminieren.“ Elíasson ist weltbekannt für seine spektakulär-poetischen Installationen in Museen und im öffentlichen Raum. In seinem Kunstwerk solle die Geschichte des Gebäudes mitschwingen. Elíasson: „Ich nenne es 'Fenster für bewegtes Licht'.“
Der berühmte Maler der Romantik, Caspar David Friedrich, habe mit seiner Kunst nicht nur sein Publikum angesprochen, sondern auch Künstlerinnen und Künstler auf der ganzen Welt beeindruckt, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). „Ólafur Elíassons Installationen spiegeln die Elemente und spielen mit unseren Eindrücken. Hier im Dom ist es das Licht und das Ergebnis ist beeindruckend“, würdigte Schwesig die neuen Ostfenster.
„1823 malte Friedrich 'Huttens Grab'. Durch die Chorfenster der Ruine einer gotischen Kathedrale dringt auf diesem Gemäde Überirdisch wirkendes farbiges Licht. Und darum ist der heutige Tag auch ein Höhepunkt im Festjahr des größten Sohns unserer Stadt. Friedrich grüßt uns durch die Fenster, die sein künstlerischer Ur-Ur-Urenkel entwickelt hat", sagte der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias.
Dom ausgerichtet, „zur aufgehenden Sonne hin"
Der Greifswalder Dom sei wie nahezu alle Kirchen nach Osten ausgerichtet, „zur aufgehenden Sonne hin“, so der Greifswalder Bischof weiter. „Der gesamte Kirchenraum orientiert uns, zieht uns nach Osten, zum Hauptaltar. Wie wunderbar, dass nun hinter diesem Altar mit den neuen Fenstern unser Blick gewissermaßen ins Überirdische gelenkt wird.“
Erst wenn das äußere Sehen nach und nach in das innere Schauen übergeht, werden die Fenster zum wahren Zielpunkt unserer nach Osten ausgerichteten Augen. Dann spiegelt sich in den tausendfachen Brechungen des farbigen Lichts die Größe des Schöpfers selbst. Bischof Tilman Jeremias
Effektspiegel werfen einfallendes Licht zurück in den Dom
Das Kunstwerk ist als Kirchenfenster einzigartig in Europa. Die Glasfensterfront ist zusammengesetzt aus 3.383 einzelnen, mundgeblasenen Scheiben in 65 Farbtönen. Zwischen die Fensterfront und den Binnenchor werden noch zahlreiche Effektspiegel eingebaut, die das farbige Licht in den Dom zurückwerfen.
Unter dem Motto „Dom romantisch“ sollen neben den Kirchenfenstern in den nächsten Jahren auch die Kapellen in den Seitenschiffen restauriert und die romantische Farbgebung des Mittelschiffs wiederhergestellt werden. Mit diesem Projekt solle die Verbindung von St. Nikolai und Caspar David Friedrichs Welt erlebbar gemacht werden.
Mit den farbigen Chorfenstern, die 1834 geplant, aber nicht realisiert wurden, bringen wir die damalige romantische Neugestaltung des Doms zu ihrem Abschluss. Dompastor Beyrich
Der Maler Caspar David Friedrich wurde am 5. September 1774 in der Hansestadt geboren und am 7. September im Dom getauft. Er gilt als der berühmteste Sohn der Stadt. Anlässlich seines 250. Geburtstages läuft ein ganzjähriges Kulturprogramm in Greifswald.