Aus aktuellem Anlass haben fast 300 Engagierte in der kirchlichen Flüchtlingsarbeit am Montag Nachmittag in der Hamburger Innenstadt für den Schutz des Kirchenasyls demonstriert. In Hamburg hatten Polizei und Ausländerbehörde in der vergangenen Woche ein Kirchenasyl geräumt. Eine katholische Gemeinde hatte einen 29jährigen psychisch kranken Mann aus Afghanistan aufgenommen.
"Hände weg vom Kirchenasyl" lautete das Motto der Mahnwache. Zahlreiche Engagierte in Initiativen für Geflüchtete, Bündnisse wie die "Omas gegen Rechts" oder Organisationen für die Seenotrettung waren in den Hamburger Innenstadt gekommen.
"Es ist ein Moment, der uns bewegt. Denn das Kirchenasyl ist mehr als eine Tradition — es ist ein Ausdruck von Nächstenliebe und christlicher Verantwortung", ließ Bischöfin Kirsten Fehrs in einem "Mahn-Wort" ausrichten.
Die Bischöfin blickte damit auf die Räumung des Kirchenasyls zurück. Denn: "Vor einer Woche wurde erstmals seit Jahrzehnten ein Mensch aus einem Kirchenasyl in Hamburg heraus abgeschoben."
Flüchtlingsbeauftragte: Humanität sollte uns leiten
"Wir stehen hier für die Würde und Rechte von verletzlichen Menschen", betonte die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Dietlind Jochims. "Wir stehen hier nicht gegen den Staat. Sondern um ihn zu einem besseren, zu einem gerechten Staat zu machen."
Weil Humanität uns alle leiten sollte, ob wir sie Nächstenliebe, Menschenrechtsarbeit oder Rechtsstaatlichkeit nennen.
Seelsorger: Polizeieinsatz verletzt Würde und Schutzraum
Seelsorger Andreas Petrausch, der den Mann im Kirchenasyl der katholischen Gemeinde betreut hat, berichtete von der traumatischen Situation, als plötzlich mitten in der Nacht Polizisten die Tür der Kirche aufgebrochen hätten.
Kirchenasyl ist gelebte Verantwortung. Die Kirchengemeinde, die einem geflüchteten Menschen Zuflucht gewährt, tut dies nach gewissenhafter Prüfung und in Achtung des christlichen Gebots der Nächstenliebe. Diese Gewissensentscheidung wurde in Hamburg bislang stets respektiert.
Das Kirchenasyl kann die Möglichkeit bieten, in schwierigen Fällen noch einmal einen Gesprächsfaden zu den Behörden anzuknüpfen. Dieser Schutzraum, sinnbildlich gemacht durch die Aufnahme in kirchliche Räume, muss erhalten bleiben.
Hintergrund Kirchenasyl (1/3)
Zurzeit werden im Bereich der Nordkirche rund 30 Kirchenasyle für etwa 70 Personen gewährt. Hauptherkunftsländer sind Afghanistan, Syrien, Irak und Iran.
Ein Kirchenasyl wird vom Kirchengemeinderat nach Beratung und Prüfung beschlossen – die Entscheidung wird also direkt vor Ort gefällt. Mit dem Kirchenasyl soll Zeit für eine erneute Überprüfung des Asylantrags gewonnen werden, weil die berechtigte Annahme besteht, dass es sich um einen besonderen Härtefall handelt.
(2/3)
Meist handelt es sich um so genannte „Dublinfälle“, bei dem ein Asylantrag bereits in einem anderen europäischen Land gestellt wurde, bei einer Rückkehr dorthin aber Repressalien oder Gewalt für die geflüchtete Person zu befürchten sind. Hier bedeutet der positive Ausgang eines Kirchenasyls, dass Deutschland für die Prüfung der Asylgründe zuständig wird.
(3/3)
Der Staat toleriert das Kirchenasyl, bei dem Kirchengemeinden Geflüchteten Wohnraum bieten und sie versorgen, obwohl er grundsätzlich von seinem Zugriffsrecht Gebrauch machen und abschieben kann. Um gemeinsam zu guten humanitären Lösungen kommen zu können, wurde 2015 eine Verfahrensabsprache zwischen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und den Kirchen getroffen.
Forderungen an Hamburger Senat
Die "AG Kirchliche Flüchtlingsarbeit" betonte in ihrem Aufruf zur Mahnwache: "Wir rufen den rot-grünen Senat auf, das Gespräch mit den Kirchen zu suchen und von weiteren Räumungen Abstand zu nehmen."
Hamburg dürfe sich hier nicht vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge unter Druck setzen lassen.
Die Qualität einer humanen Flüchtlingspolitik bemisst sich nicht in der Zahl durchgeführter Abschiebungen.
Das Wort zur Mahnwache von Bischöfin Kirsten Fehrs im Wortlaut (1/2)
Liebe Geschwister,
Ihr steht heute zusammen, um ein Zeichen zu setzen. Vor zwei Wochen wurde erstmals seit Jahrzehnten ein Mensch aus einem Kirchenasyl in Hamburg heraus abgeschoben. Es ist ein Moment, der uns bewegt. Denn das Kirchenasyl ist mehr als eine Tradition - es ein Ausdruck von Nächstenliebe und christlicher Verantwortung.
Wo staatliche Schutzmechanismen versagen, da wird das Kirchenasyl notwendig. Menschen finden dort einen Ort, an dem sie Ruhe und Sicherheit erfahren. Ein Ort, der Hoffnung gibt. Die Auflösung dieses Schutzraumes erschüttert uns. Sie stellt uns vor die Frage: Was bedeutet es, Verantwortung zu tragen?
(2/2) Unsere Kirche steht für Mitmenschlichkeit. Für Barmherzigkeit. Wir treten ein für den Schutz derer, die keine Stimme haben. Das ist unsere Aufgabe — und unser Auftrag. Wenn Menschen in Not sind, dann müssen wir unsere Türen öffnen. Nicht verschließen. Das gilt unabhängig von Herkunft oder Religion.
Kirchenasyl ist kein juristisches Schlupfloch. Es ist ein Signal. Ein Zeichen, dass unser Gewissen wach bleibt. Deshalb: Lasst uns heute und in Zukunft klar und deutlich dafür eintreten. Gemeinsam. Für eine Gesellschaft, die Menschlichkeit vor Bürokratie stellt.
Ich danke Euch, dass Ihr heute hier seid. Dass Ihr mit Eurem Engagement ein Zeichen setzt. Ein Zeichen für Mitgefühl, Gerechtigkeit und den Schutz von Menschen in Not.
Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche. Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de
Wir nutzen Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen und unsere Kommunikation mit Ihnen zu verbessern.
Cookie Einstellungen
Wir nutzen Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen und unsere Kommunikation mit Ihnen zu verbessern. Treffen Sie hier Ihre persönliche Präferenz:
Erforderliche Cookies helfen dabei, eine Website nutzbar zu machen, indem sie Grundfunktionen wie Seitennavigation und Zugriff auf sichere Bereiche der Website ermöglichen. Die Website kann ohne diese Cookies nicht richtig funktionieren.
Dieser Cookie speichert den Zustimmungsstatus des Nutzers zu externen Inhalten; zur Datenschutzerklärung
Diese Cookies werden genutzt, um Funktionen der Website zuzulassen, die Ihnen eine möglichst komfortable und auf Ihre Interessen zugeschnittene Nutzung ermöglichen. Des Weiteren hilft uns die Analyse des Nutzerverhaltens ebenfalls, die Qualität unserer Webseite fortlaufend zu verbessern.
_pk_id
Laufzeit: 13 Monate
Anbieter: Nordkirche Wird verwendet zur Erhebung statistischer Daten darüber, wie Websites von Besuchern genutzt werden. Wird zur Unterscheidung von Benutzern verwendet. zur Datenschutzerklärung
_pk_ref
Laufzeit: 6 Monate
Anbieter: Nordkirche Wird verwendet, um die Zuweisungsinformationen zu speichern, der Referrer hat ursprünglich die Website besucht. zur Datenschutzerklärung
_pk_ses
Laufzeit: 30 Minuten
Anbieter: Nordkirche Kurzlebige Cookies, die zur vorübergehenden Speicherung von Daten für den Besuch verwendet werden. zur Datenschutzerklärung
mtm_Zustimmung
Laufzeit: 30 Jahre
Anbieter: Nordkirche Wird mit einem Verfallsdatum von 30 Jahren erstellt, um daran zu erinnern, dass die Zustimmung vom Benutzer erteilt wurde. zur Datenschutzerklärung
mtm_cookie_consent
Laufzeit: 30 Jahre
Anbieter: Nordkirche Wird mit einem Verfallsdatum von 30 Jahren erstellt, um sich daran zu erinnern, dass die Zustimmung zur Speicherung und Verwendung von Cookies vom Benutzer gegeben wurde. zur Datenschutzerklärung
NID
Laufzeit: 6 Monate
Anbieter: Google (Maps) Wird von Google verwendet, um Werbeanzeigen an Ihre Google-Suche anzupassen. Mit Hilfe des Cookies „erinnert“ sich Google an Ihre am häufigsten eingegebenen Suchanfragen oder Ihre frühere Interaktion mit Anzeigen. So bekommen Sie immer maßgeschneiderte Werbeanzeigen. Das Cookie enthält eine einzigartige ID, die Google benutzt, um Ihre persönlichen Einstellungen für Werbezwecke zu sammeln. zur Datenschutzerklärung
fe_typo_user
Laufzeit: 30 Minuten
Anbieter: Nordkirche Wird beim Website Login benutzt, um Sie wieder zu erkennen. zur Datenschutzerklärung
Einstellungen zum externen Inhalt
Auf dieser Internetseite befinden sich verschiedene Externe Inhalte, wie zum Beispiel YouTube-Videos. Diese bauen eine Verbindung zu externen Servern auf, übermitteln persönliche Daten und bedürfen daher Ihrer Zustimmung.