Medienfest der Nordkirche
Das war das Medienfest 2024
Gemobbt – verfolgt – bedroht:
Sind wir wirklich machtlos gegen Hass im Netz?
Wie bedrohlich ist der Hass im Netz? Wie ergeht es massiv Betroffenen? Und vor allem: Was können wir dagegen tun? Unsere Impulse für den Umgang mit Hassrede, die nicht neu ist, sich aber immer verstörend auswirkt und oft in Gewalt mündet:
Aktuelle Publikation zum Thema
Die Auseinandersetzung mit Rassismus ist in einer Migrationsgesellschaft wie in Deutschland dringend nötig. Das Buch öffnet neue Perspektiven und bündelt Fachwissen und Positionen von Expert:innen innerhalb und außerhalb der Nordkirche. Es geht unter anderem um historische Narrative, Kommunikation und Sprache, Ansätze aus der Religionspädagogik und theologische Perspektiven. Die meisten Autor:innen arbeiten seit vielen Jahren in dem Themenfeld „Rassismus und Kirche“, viele sind BIPoC.
Fortbildungen der Evangelischen Medienakademie zum Thema
Onlineseminar:
- Diskriminisierungssensible Kommunikation am 9. und 10. Oktober 2024 - Information/Anmeldung hier.
Wissensblog:
- Sarah Vecera über das Anliegen ihre Instagram Accounts sowie die vier Seiten von Rassismus und wie sich diese auf ihre Arbeit auswirken. Zum Blog-Beitrag hier.
- Dr. Sun-Ju Choi über die Anfänge der Neuen deutsche Medienmacher*innen und warum diverse Redaktionen und Kommunikations-Teams mehr Menschen erreichen können. Zum Blog-Beitrag hier.
Programm
Medienfest am 9. Juli 2024
16:00 Uhr – Begrüßung
Michael Birgden, Kommunikationswerk der Nordkirche und
Dr. Matthias Gülzow, Evangelischer Presseverband Norddeutschland GmbH
ab 16:10 Uhr - Impulse
Was ist denn nun wirklich neu unter der Sonne? Öffentlicher Hass & Hetze – keine neuen Phänomene
Prof. Dr. Roland Rosenstock, Professor für Religions- und Medienpädagogik, Universität Greifswald, Vorsitzender des „Medienzentrum Greifswald e.V.“
Marginalisiert und trotzdem laut im Netz – was sind die Folgen?
Sarah Vecera, Senior Koordinatorin Globales Lernen, Vereinte Evangelische Mission, Wuppertal
Aktion statt Reaktion - wie kommen wir vor die Hate-Welle?
Fluky, Bildungsreferent:in für politische Bildung, Amadeu Antonio Stiftung
ab 17:40 Uhr – Resümees
Meinungsfreiheit versus Demokratiesicherung - wie bekämpft die Medienaufsicht Hass im Netz?
Eva-Maria Sommer, Direktorin der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH)
Menschlichkeit und Respekt: Wie kann das im Netz gelingen?
Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche und Vorsitzende der Kirchenleitung
ab 18:00 Uhr – Feiern im „Strand Pauli”
StrandPauli Bar – Hafenstraße 89, 20359 Hamburg
Mit dem Routenplaner
Who is Who
Die Referent:innen
Prof. Dr. Roland Rosenstock
Studium der Ev. Theologie, Philosophie und Pädagogik, 2001 wurde er mit einer Arbeit zur „Evangelischen Presse im 20. Jahrhundert“ promoviert. Als Juniorprofessor für Praktische Theologie/ Religionsdidaktik und Medienforschung arbeitete der ordinierte Theologe von 2003 bis 2009 an der Universität Greifswald. Seit Herbst 2009 ist Rosenstock ordentlicher Professor für Praktische Theologie mit dem Schwerpunkt Religions- und Medienpädagogik. Von 2012-2014 war er Dekan der Theologischen Fakultät.
Sarah Vecera
(sie/ihr) hat Theologie, Religions- und Sozialpädagogik in Kassel und Bochum studiert und arbeitet im internationalen Bildungsteam der Vereinten Evangelischen Mission. Durch ihr Buch »Wie ist Jesus weiß geworden? Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus« ist sie die stärkste Stimme gegen Rassismus in der deutschen evangelischen Kirche geworden. In ihrem Podcast »Stachel&Herz« klärt sie mit ihrer Kollegin Thea Hummel regelmäßig über Diskriminierung in der Kirche auf und auf ihrem Instagramaccount @moyo.me kann man täglich ihre kirchliche Antirassismus- und Empowermentarbeit verfolgen. Sie initiierte die vielfaltssensible »Alle Kinder Bibel«, in der erstmalig im deutschsprachigen Raum diskriminierungskritisch Bibelgeschichten für Kinder zugänglich gemacht wurden.
Fluky
Fluky ist zertifizierte*r Diversity Trainer*in und leitet als Referent*in für politische Bildung seit über 15 Jahren Workshops und Seminare, hält Vorträge und liebt Online-Formate. Dabei verbindet Fluky die Erkenntnisse verschiedener Disziplinen wie Sozialwissenschaft, Pädagogik und Psychologie mit jahrelanger Praxiserfahrung aus Workshops mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unterschiedlichster Zielgruppen. Seit 2019 gehört Fluky zu den freiberuflich aktiven politischen Bildner*innen, die mit dem Workshop-Konzept der Amadeu-Antonio-Stiftung Seminare zum Thema Hate Speech durchführen dürfen und ist seit 2022 auch für GreenCampus zu den Themen Verschwörungserzählungen, Antifeminismus und Hate Speech aktiv.
Eva-Maria Sommer
Juristin und seit März 2022 Direktorin der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH). Sie begleitet bereits seit 15 Jahren die medienpolitische Entwicklung in Deutschland und Europa. Neben Stationen bei der Medienaufsicht war sie auch für Medien- und Telekommunikationsunternehmen im In- und Ausland tätig.
Kristina Kühnbaum-Schmidt
Die Theologin wurde am 27. September 2018 von der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) zur Landesbischöfin gewählt. Sie trat ihren Dienst am 1. April 2019 an. Als Landesbischöfin der Nordkirche ist Kristina Kühnbaum-Schmidt zugleich Vorsitzende der Kirchenleitung. Ihre Predigtstätten sind der Dom zu Schwerin und der Dom zu Lübeck. Zu den zentralen Aufgaben der Landesbischöfin gehört der leitende geistliche Dienst in der Nordkirche.
Die Gastgeber
Michael Birgden, Kommunikationswerk der Nordkirche
Dr. Matthias Gülzow, Evangelischer Presseverband Norddeutschland GmbH
Eva-Maria Sommer, Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH)
Das war das Medienfest 2023
Bei bestem Hamburger Sommerwetter trafen sich am 11. Juli 2023 über einhundert Kommunikator:innen und Journalist:innen in der St.-Trinitatis-Kirche Altona. Dabei erwarteten die Gäste zwei Höhepunkte:
Im Gottesdienst mit Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt wurden neue Mitarbeiter:innen des Kommunikationswerks und des Evangelischen Presseverbands Norddeutschland feierlich eingeführt. Andere wurden mit Dank und Segen aus dem Dienst verabschiedet.
Im zweiten Teil konnten die Teilnehmer:innen zwei spannenden Vorträgen von Dr. Wolfgang Hildesheim (Head of Watson, Data Science & Artificial Intelligence, IBM, Hamburg) und Prof. Dr. Rainer Mühlhoff (Erster Lehrstuhl in Deutschland für Ethik in der KI, Osnabrück) folgen.
Über allem stand dabei das Thema: "Video (did not) kill the radio star - aber ist KI das Ende des Journalismus, wie wir ihn heute kennen?"
„Die Entdeckung der Menschlichkeit“ - Predigt von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
„Was kann künstliche Intelligenz?“, fragt Kristina Kühnbaum-Schmidt in ihrer Predigt beim Medienfest der Nordkirche.
Die Landesbischöfin beschäftigt sich dazu mit der Bibelgeschichte über die Vertreibung aus dem Paradies und fragt, was die Versuchung für den Menschen ist. Die Erzählung vom sogenannten Sündenfall zeige auf, dass die menschliche Versuchung darin bestehe, „sein zu wollen, wie Gott“. Doch wo immer Menschen sich an die Stelle Gottes setzen, drohe Vernichtung, Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Damals wäre die Versuchung die Erkenntnis gewesen, heute sei es die Allwissenheit. „Viel zu wissen, bedeutet allerdings nicht, schöpferisch zu sein“, sagt Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Mit Hilfe von KI könnten Muster schnell gefunden werden. Beeindruckend findet die Landesbischöfin auch die Lernfähigkeit der Systeme. Allerdings könne eine KI keine Gnade ausüben. Gnade spielt für Kühnbaum-Schmidt im christlichen Menschenbild aber eine entscheidende Rolle. Dazu gehört für sie vor allem die Unterscheidung von Tat und Mensch. „Eine begangene Tat gilt es zu verurteilen, auch zu bestrafen, aber der Mensch, der sie begangen hat, soll nicht mit seiner Tat eins gesetzt werden.“
Kühnbaum-Schmidt möchte die KI trotzdem nutzen, um über Bibeltexte nachzudenken. In der Vorbereitung auf den Gottesdienst hatte sie Chat GPT gefragt, was der Kerngedanke für ihre Predigt über die Geschichte des sogenannten Sündenfalls in der Bibel ist.
Mit der Antwort des Chatroboters ist sie nicht zufrieden. Die KI analysiert ihre Daten und kommt zu dem Schluss: etwas ist schief gegangen. Kühnbaum-Schmidt kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis.
Die Geschichte vom sogenannten Sündenfall leite an, Menschlichkeit zu entdecken, stellt die Bischöfin fest. „Denn was es heißt, mitmenschlich zu leben, das müssen wir in aller Freiheit, die Gott uns schenkt, selbst erkunden und umsetzen. Nicht in einem Paradies mit All-inclusive-Service, sondern im wirklichen Leben.“
Kühnbaum-Schmidt kommt daher zum Schluss, dass in der Bibelgeschichte um die Auseinandersetzung zwischen Schöpfer und Geschöpf, zwischen Gott und Mensch „etwas fundamental richtig gelaufen“ sei.
Zu der Frage, ob KI das Ende des Journalismus bedeuten könnte, wie die Einladung zum Medienfest es offen formuliert hatte, darauf möchte die Landesbischöfin sich nicht festlegen. Für sie ist allerdings gewiss, dass die Geschichte vom Sündenfall „die Geschichte vom Anfang der Entdeckung unserer Menschlichkeit“ ist.